Geschichte des Hamburger Presseclubs
Die Geschichte des Hamburger Presseclubs beginnt nicht etwa nordisch nobel, besonders schick oder prätentiös - sondern mit einem Absacker nach einer durchzechten Nacht. Den wollten sich einige Journalisten genehmigen, nachdem der Hamburger Presseball im Atlantic Hotel 1969 zu Ende gegangen war. Anführer der Truppe war der NDR-Redakteur und ARD-Urgestein Horst-Wolfgang Bremke. So entstand die erste Generation des Presseclubs als Frühstücksclub befreundeter Journalisten.
Bis in die 1990er-Jahre trafen sich die Mitglieder des Presseclubs hinter verschlossenen Türen. Diese Situation änderte Musical-Produzent Friedrich Kurz. Er hatte geplant, die Alte Flora (heute: Rote Flora) zu einem Musical-Theater zu machen. Dafür suchte der Unternehmer Unterstützung bei den Hamburger Medien. Einige der Medienschaffenden, die er nach Rat fragte, kamen auf Klaus Ebert zu - den heutigen Präsidenten des Hamburger Presseclubs. Sie wollten dem Club endlich Beachtung in der Öffentlichkeit verschaffen.
„An unfriendly takeover"
Ebert erkannte die Chancen, die das Vorhaben bot. Er traf sich mit Kollegen wie Thomas Osterkorn, Kai Diekmann, Mathias Döpfner, Andreas Wrede und Frank Otto. Die Journalisten gingen danach in ihre Redaktionen und überzeugten ihre Kollegen davon, Mitglied zu werden. Zur Reanimierung des Hamburger Presseclubs zählte auch die Wahl eines neuen Vorstands: Osterkorn, Diekmann, Döpfner und Co. ließen sich aufstellen und wählen. „Das war schon ein unfriendly takeover - aus meiner Sicht aber mehr als nötig", sagt Klaus Ebert heute darüber.
Damit gelang, was in der Medienlandschaft der Hansestadt lange Zeit undenkbar war: Journalisten aus verschiedenen Häusern saßen zusammen an einem Tisch. Noch ein paar Jahre zuvor herrschte Feindschaft zwischen Lagern. Die gesellschaftspolitischen Werte von Springer und Bauer schienen mit denen des „Spiegel" oder „Stern" unvereinbar. Die Journalisten wollten nicht einmal die Straßenseite teilen. Der Presseclub aber wurde zu einem gemeinsamen Ort des Austauschs für die ansässige Medienbranche.
Ein neuer Präsident
Damals führte die Fernsehjournalistin Birgit Schanzen den neuen Hamburger Presseclub als Präsidentin, bis sich der amtierende Präsident Klaus Ebert 1994 zur Wahl stellte. „Lass uns alles tun, damit wir junge Leute als Mitglieder gewinnen", so würde er sein Wahlprogramm heute in einem Satz zusammenfassen, „und alle stimmten mir zu." Der Plan ging auf: Die Mitgliederzahl stieg auf über 1.000 und sicherte die Zukunft des Clubs. Mit der Nacht der Medien rief der Hamburger Presseclub 2004 das größte Familientreffen der Branche dieser Stadt ins Leben, das seitdem jährlich stattfindet.
Heute zählt der Club rund 500 Mitglieder. Die exklusiven Gespräche finden wechselnd an spannenden Orten der Hamburger Kultur- und Medienlandschaft statt. Der Fokus auf den Nachwuchs ist nach wie vor ein Anliegen des Clubs. Hochschulstipendien, die vom Presseclub vergeben werden, unterstützen angehende Journalisten auf dem Weg in den Beruf und sorgen für die Zukunft des Clubs.